Kapstadt verfügt, zumindest in der Innenstadt und an der Atlantik-Seite, über ein gutes Angebot an öffentlichem Nahverkehr. Dank der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2010 wurde der MyCiTi Bus1 eingeführt, den ich absolut empfehlen kann. Eine meiner Lieblingsstrecken ist die Route Richtung Bloubergstrand. Die meiste Zeit hat der Bus seine eigene Spur und kann jeden Stau vermeiden. Auf dem Weg zum Bloubergstrand kommt man auch an einem meiner Lieblingsplätze vorbei. Ich steige gerne an der Woodbridge Island aus und gehe zum Strand, um dort mit Blick auf Kapstadt und den Tafelberg den Sonnenuntergang zu genießen. Meine Familie hatte mich während meines Freiwilligendienstes besucht gehabt und ihre Unterkunft lag dort in der Nähe. Wir sind auch alle zusammen ins Wasser gelaufen, obwohl es viel zu kalt war. Das sind Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Ein paar Monate später, kurz vor meinem Rückflug nach Deutschland, saß ich wieder dort und wollte nie wieder weg aus dieser Stadt.
In Deutschland fahre ich gerne U- oder S-Bahn, weshalb es nicht verwundert, dass ich mich sehr darüber freue, dass die Bahnen nach jahrelangem Kampf wieder regelmäßig fahren und sicher sind. Bahnfahren in Kapstadt kann ich nur empfehlen. Besonders die Bahnstrecke zwischen Muizenberg und Simon’s Town entlang meiner geliebten False Bay gefällt mir sehr.
Neben der Bahn und dem MyCiTi Bus gibt es noch den Golden Arrow Bus und die Minibus-Taxis. Auch wenn ich mich in beiden sicher gefühlt habe, kann ich sie nur bedingt empfehlen. Die Golden Arrow Bus (GABS) Routen verlaufen nach dem gleichen Prinzip wie bei der Bahn: Sie stellen eine Verbindung zwischen den Außenbezirken und der Innenstadt her. Aus Lavender Hill fährt morgens früh ein Bus ohne viele Zwischenhalte in die Innenstadt und nachmittags/ abends mindestens einer wieder zurück. Da er in die gleiche Richtung wie die Bahn fährt, würde ich immer die Bahn präferieren. Im Vergleich zum MyCiTi Bus hat der GABS nämlich leider keine eigenen Busspuren weswegen meine Erinnerungen vor allem mit Stau verbunden sind. Damals war ich mal wieder zu spät unterwegs, wurde ungeduldig und habe mir geschworen nie wieder (sofern möglich) den GABS zu nehmen.
Die Minibus-Taxis kann ich nicht empfehlen, weil ich bisher nur die Strecke von der Retreat-Bahnstation nach Lavender Hill genommen habe. Da weiß ich wie viel ich zahlen muss (R12) und fühle mich sicher. Ansonsten kenne ich mich mit den Routen überhaupt nicht aus und kann deswegen über die Sicherheit keine Aussage treffen. Die einzige Unsicherheit war beim ersten Mal, dass ich nicht genau wusste, welcher Minibus nach Lavender Hill fuhr. An der Retreat-Station sind sehr viele Minibushaltestellen, die in alle möglichen Richtungen fahren. Das hat sich bei der nächstbesten Person natürlich relativ schnell herausfinden lassen und danach wusste ich für die nächste Male Bescheid. Mein zweites Problem mit den Minibus-Taxen war in Lavender Hill beim Aussteigen. Ich wusste erstens nicht die genaue Route, die der Bus durch Lavender Hill fahren würde und ich bin dazu ein schüchterner Mensch. Der Bus kann zwar jederzeit anhalten und mich rauslassen, aber ich saß hinten auf der Rückbank und war zu schüchtern um von hinten nach vorne zu brüllen, dass ich aussteigen möchte. Ich habe es mir dann einfach gemacht und bin mit einer Person ausgestiegen, die nah genug an meinem Ziel auch aussteigen musste.
Letztens ist die vorletzte und zentrale Bahnstrecke nach Khayelitsha endlich fertig wiederhergestellt worden. Das ist so wichtig für die Menschen aus den Außenbezirken, weil die Bahn mit Abstand das günstigste Verkehrsmittel ist. Vom Hauptbahnhof zur letzten Station in Khayelitsha kostet es nur R6 (R20=1€) außerhalb und R10 in der Hauptverkehrszeit. Jetzt fehlt nur noch die Strecke nach Mitchells Plain (Kapsteinklip Station) und dann kann sich der Bahnkonzern endlich auf den Ausbau des Bahnnetzes konzentrieren.2 Egal ob in Hamburg oder Kapstadt, ich freue mich über jeden Ausbau des ÖPNV. Kapstadt hat als Autostadt natürlich noch einiges aufzuholen, aber ich bin froh, dass die Stadt ihr MyCiTi Bus System deutlich ausbauen möchte.3 Der erste Ausbau soll im Jahr 2027 abgeschlossen sein und auch Stadtteile weit außerhalb der Innenstadt anschließen.
Ich weiß, dass Uber fahren in Kapstadt entspannt und für Menschen, die in Euro und Dollar bezahlt werden, günstig ist, aber ich freue mich über jede Möglichkeit den ÖPNV zu nutzen und Kapstadt nochmal anders erleben zu können.
Schreibe einen Kommentar