Lavender Hill ist ein Stadtteil im Süden von Kapstadt, ungefähr 25km entfernt von der Innenstadt. Muizenberg als Surfparadies liegt dagegen nur ein paar Minuten entfernt. Der Stadtteil wurde Ende der 1960er Jahre vom Apartheidsregime geschaffen, um Wohnraum für Coloureds1 zu schaffen. Zu dieser Zeit fing das Apartheidsregime an Stadtteile zu White-only Stadtteile zu deklarieren. Die betroffene Gebiete lagen vor allem in der Innenstadt und an der Atlantikküste. Es bedeutete, dass Coloureds und Blacks ihr Zuhause verloren und aus diesen Stadtteilen vertrieben wurden. Callan Hajosy Projekt ist dazu sehr zu empfehlen. Es zeigt deutlich, wie Kapstadt zwischen 1996 und 2001 aufgeteilt war zwischen weiße, coloureds, blacks und indians Gebiete. Eine neuere Version von 2011 hat dann das südafrikanische Amt für Statistik veröffentlicht. Im Vergleich zu Hajosys Projekt hat sich leider wenig verändert. In Kapstadt war und ist die Trennung zwischen weißen, coloureds und blacks Stadtteilen deutlich sichtbar.
WeiterlesenIch habe mich in den letzten Wochen viel mit der Frage beschäftigt, ob ich Kapstadt als sicher bezeichnen würde oder nicht. Der Hype um Kapstadt ist auch an meinem Freundeskreis nicht vorbeigegangen und da ich der „Kapstadt-Experte“ in meinem Umfeld bin, wurde ich natürlich häufiger gefragt, ob Kapstadt sicher sei. Meistens habe ich wahrscheinlich sehr allgemein geantwortet, dass man sich an Grundregeln halten muss, aber es tagsüber in touristischen Gebieten sehr sicher ist, weil die Polizei und genügend Sicherheitspersonal präsent ist. Vom abendlichen Spaziergang hätte ich allerdings wahrscheinlich eher abgeraten. Dazu muss ich sagen, dass es natürlich auch davon abhängt, vor welcher Art von Kriminalität Menschen Angst haben. Die Wahrscheinlichkeit erschossen zu werden, weil du zwischen die Fronten von zwei Gangs gerätst, ist in den touristischen Gebieten ausgeschlossen, aber der Diebstahl deines Handys ist umso wahrscheinlicher, wenn man nicht aufpasst. Mir persönlich ist tatsächlich noch nie etwas passiert und auch den allermeisten Touristen nicht. So unsicher scheint es also nicht zu sein?
WeiterlesenMit diesen Worten endet Brett Herron, Oppositionspolitiker der GOOD Partei, sein Tiktok-Video. In den Minuten davor macht er seinen Unmut über die Regierung Kapstadts und die Democratic Alliance deutlich. Diese hat nämlich beschlossen, dass Grundstückseigentümer unkomplizierter und schneller günstigen Wohnraum bauen können, was erstmal nach einer sehr guten Idee klingt.1 Der Gedanke dahinter ist, dass der Staat mit dem Wohnungsbau nicht hinterherkommt und sowieso schon viele Menschen für mehr Wohnraum auf ihrem eigenen Grundstück sorgen. Viele haben Holzkonstruktionen und andere informelle Konstruktionen in ihrem Garten stehen (sogenannte backyard dwellers). Es gibt ihnen ein zusätzliches Einkommen und anderen Menschen eine Unterkunft. Die Hoffnung vieler backyard dwellers ist natürlich, dass sie eines Tages das versprochene Haus von der Regierung bekommen. Das kann aber noch dauern, da die Liste lang und undurchschaubar ist. Menschen, die gewisse Kriterien erfüllen, können sich auf eine Häuserliste setzen lassen und können hoffen, dass sie beim nächsten Neubauprojekt an der Reihe sind und in ein Haus umziehen dürfen. Bis dahin warten sie im Hintergarten in ihrer Holzkonstruktion.
Diese informellen Hauskonstruktionen möchte die Regierung mit diesem Beschluss im besten Fall in formelle Häuser umwandeln. Die Hoffnung ist, viele Menschen zu ermuntern statt informelle, zum Teil illegale Holzkonstruktionen im Garten stehen zu haben, formelle Wohnungen oder Häuser auf ihrem Grundstück zu bauen. Dadurch würden die Bewohner aus dem Garten auch einen legalen Anschluss an das Wasser-, Abwasser- und Stromnetz erhalten.2
Der Beschluss klingt erstmal gut. Die Möglichkeit günstigen Wohnraum einfacher und schneller zu schaffen, ist eine gute Sache! Allen backyard dwellern wünsche ich endlich ein formelles Haus zu bekommen. Das Problem des Beschlusses und warum Brett Herron sich darüber aufregt ist, dass die Stadt diese Möglichkeit nur in den Gebieten erlaubt, die früher von dem Apartheidsregime als „nicht-weiße Stadtteile deklariert wurden. Sie möchte für mehr günstigen Wohnraum sorgen, aber nicht in den weißen Gebieten, in den reichen Gebieten oder in der Innenstadt. Herron wirft der Regierung vor die Stadt besser zwischen weißen und nicht-weißen Stadtteilen aufzuteilen als es das Apartheidsregime jemals geschafft hätte. Mit diesem Beschluss wolle die Regierung coloured und black Arbeiterklasse in den Gebieten weit weg von der Innenstadt und den reichen Gebiete halten. Die Democratic Alliance führt die Arbeit des Apartheidsregime fort und will die Trennung zwischen weißen und nicht weißen Stadtteilen aufrecht erhalten. Ansonsten hätten sie den Beschluss für die gesamte Stadt beschlossen und nicht nur für die Stadtteile der coloured und black Arbeiterklasse.
Welcome to the Apartheid city!
Kapstadts Parteienlandschaft unterscheidet sich etwas von der nationalen Ebene. Das liegt vor allem daran, dass Kapstadt demographisch anders aufgestellt ist als Südafrika. Die Einteilung der Menschen in black africans, coloureds, whites, asians/ indians hat auch heute noch großen Einfluss auf das Wahlverhalten der Menschen. In Kapstadt sind 42.4% coloureds, 38,6% black africans, 15,7% whites und weniger als 2% asians/indians.1 Im Vergleich dazu auf nationaler Ebene: 81,7% black africans, 7,2% whites, 2,6% asians/indians und nur 8,5% coloureds.2 Deswegen bekommen Parteien, die ihren Fokus auf Coloureds legen, viel mehr Unterstützung in Kapstadt im Vergleich zur nationalen Ebene.
WeiterlesenSea Point liegt wunderschön gelegen an der Atlantikküste und zählt zu den beliebtesten Stadtteilen für Touristen und digitale Nomaden. An der Promenade entlang zu spazieren oder zu joggen muss ein Traum sein. Ich wollte immer mal ins Schwimmbad, das direkt am Meer liegt, gehen, habe es aber noch nicht geschafft. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich Sea Point besonders gerne mag, aber ich würde natürlich trotzdem nicht ein Haus dort ablehnen, wenn es mir jemand schenken würde. Dann könnte ich morgens, bevor ich meinen Latte Macchiato trinke, erstmal noch einen zweifachen Rückwärtssalto mit Schraube vom 3-Meter-Turm des Schwimmbads machen. Außerdem hätte ich eine Reinigungskraft aus Khayelitsha, die morgens mehrere Stunden mit dem ÖPNV braucht, um nach Sea Point zu kommen. In Sea Point sind zwar 2090 Airbnbs gelistet, aber es gibt keine einzige Sozialwohnung.
WeiterlesenDie Aussage stammt von der Journalistin und Buchautorin Caryn Dolley. Sie ist bekannt für ihre Artikel und Bücher über die Welt der Gangs in Kapstadt. Ihr Fokus liegt dabei nicht auf den täglichen Schießereien der Gangs in den Cape Flats, sondern auf den Gangbossen, die ihren Reichtum in den schicken Vororten von Kapstadt genießen. Auch die Dokumentation Gangland von Annika Larsen, die ich sehr empfehlen kann, widmet sich diesem Thema.
WeiterlesenDa ich in vergangenen Beiträgen politische Parteien erwähnt habe und es auch deutlich geworden ist, welche Partei ich nicht mag (DA) und welche Partei ich mag (EFF), möchte ich an dieser Stelle die Parteienlandschaft Südafrikas vorstellen: Dazu kann ich an erster Stelle Darren Camphers Video für einen groben Überblick über die meisten politischen Parteien empfehlen. Darren war damals noch „neutraler“ politischer Beobachter, der besonders in den Wochen vor der Wahl im Mai 2024 auf Tiktok viral gegangen war. In seinem Video hat er eine Karte erstellt, auf der er die Parteien zwischen sozialistischem und kapitalistischem Programm einsortiert hat. Die Aufteilung ist relativ einfach gehalten, aber gibt einen guten Überblick über die verschiedenen Parteien. Darren ist dabei nicht unbedingt neutral. Er erzählt nicht wen er gewählt hat, aber alles andere als die Economic Freedom Fighters (EFF) würde mich überraschen. Heute ist er übrigens kein „neutraler“ politischer Beobachter mehr, sondern ist politischer Berater der Umkhonto we sizwe Partei (MK).
WeiterlesenEhrlich gesagt, bin ich kein großer Freund von Sea Point oder Camps Bay. Sollte mich jemand in einem der beiden Stadtteilen antreffen, habe ich wahrscheinlich viel Geld im Lotto gewonnen und mir eine schicke Villa leisten können. Während Sea Point noch ein ‚local life‘ hat und ich die Promenade sehr schön finde, ist Camps Bay für mich nur ein Ort der Touristen und Reichen. Damit möchte ich niemanden davon abhalten nach Camps Bay zu fahren. Der Strand mit den 12 Aposteln im Hintergrund sieht auch nicht nur auf Bildern traumhaft aus.
WeiterlesenKapstadt verfügt, zumindest in der Innenstadt und an der Atlantik-Seite, über ein gutes Angebot an öffentlichem Nahverkehr. Dank der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2010 wurde der MyCiTi Bus1 eingeführt, den ich absolut empfehlen kann. Eine meiner Lieblingsstrecken ist die Route Richtung Bloubergstrand. Die meiste Zeit hat der Bus seine eigene Spur und kann jeden Stau vermeiden. Auf dem Weg zum Bloubergstrand kommt man auch an einem meiner Lieblingsplätze vorbei. Ich steige gerne an der Woodbridge Island aus und gehe zum Strand, um dort mit Blick auf Kapstadt und den Tafelberg den Sonnenuntergang zu genießen. Meine Familie hatte mich während meines Freiwilligendienstes besucht gehabt und ihre Unterkunft lag dort in der Nähe. Wir sind auch alle zusammen ins Wasser gelaufen, obwohl es viel zu kalt war. Das sind Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Ein paar Monate später, kurz vor meinem Rückflug nach Deutschland, saß ich wieder dort und wollte nie wieder weg aus dieser Stadt.
WeiterlesenWenn ich mir wieder zu viele Videos von Influencern oder digitalen Nomaden angeschaut habe, die mir erzählen wollen, wie günstig Kapstadt ist, wünschte ich mir manchmal, dass der Woolley’s Pool1 direkt vor meiner Haustür läge. Der Pool ist perfekt, um abzuschalten und Influencer oder digitalen Nomaden für einen Moment zu vergessen.
WeiterlesenDas Treffen zwischen Trump und Ramaphosa wird in der Politik und in den Medien immer noch diskutiert. Insgesamt ist man zufrieden mit dem Auftritt des Präsidenten. Es wurde mit schlimmerem gerechnet. Der glücklichste Politiker seit diesem Treffen bleibt allerdings Julius Malema. Die vergangenen Wochen waren geprägt von medialen Abschiedsgrüßen.1 Seine politische Beerdigung schien nicht mehr weit entfernt2 und jetzt strahlt er in jede Kamera. Letztens sprach Lester Kiewit, bekannter politischer Beobachter, in seiner morgendlichen Radioshow auf Cape Talk über die politische Wiedergeburt von Malema und der EFF und auch auf Tiktok trendete der Anti-Apatheid-Song „Kill the Boers, the farmer“. Im nächsten Jahr sind Wahlen in Südafrika. Alle Bürgermeisterämter werden neu gewählt und es bleibt abzuwarten, ob Trump der EFF ein Bürgermeisteramt bescheren wird.
WeiterlesenDas folgende Youtube Video ist ein weiterer Beitrag zur Debatte um die vielen digitalen Nomaden in Kapstadt. Ich werde mich dazu an dieser Stelle nicht äußern, sondern lasse das Video für sich sprechen.
Es ist Ende Mai und jetzt kommt die Zeit, in der das Wetter in Deutschland besser ist als in Kapstadt. Deswegen befindet sich momentan wahrscheinlich kein Tourist in Kapstadt. Trotzdem leite ich folgende Bitte einer Kapstädterin weiter und wir merken uns diese bis wir im Dezember wieder die Sonnenuntergänge in der schönsten Stadt der Welt genießen.
Essie ist tot. Schon wieder verliert eine Tochter ihren Vater und viele Menschen einen guten Freund. Auf seiner Beerdigung wurde er gebührend verabschiedet. Viele Menschen sind gekommen um Abschied zu nehmen. In den Kommentaren in den sozialen Medien steht, dass er eine Legacy hinterlässt. Essie aber war kein Fußballstar, Essie war auch kein Freiheitskämpfer, der an der Seite von Nelson Mandela für die Freiheit gekämpft hat und mit ihm auf Robben Island im Gefängnis gesessen hat. Essie war der Gang Leader der Junky Funky Kids (JFK) in Lavender Hill.
WeiterlesenVor ein paar Tagen sind Zahlen veröffentlicht worden, dass die Anzahl an Schießereien in Hanover Park über die letzten 3 Monate im Vergleich zum Jahr 2024 zurück gegangen sind.
Weiterlesen„In Hanover Park alone, the number of shooting incidents has dropped by 20% from 291 in the same period last year to 224. Additionally, the total rounds fired in the area have decreased by 30% from 817 to 546, demonstrating a broader shift towards community safety.“1