Das Treffen zwischen Trump und Ramaphosa wird in der Politik und in den Medien immer noch diskutiert. Insgesamt ist man zufrieden mit dem Auftritt des Präsidenten. Es wurde mit schlimmerem gerechnet. Der glücklichste Politiker seit diesem Treffen bleibt allerdings Julius Malema. Die vergangenen Wochen waren geprägt von medialen Abschiedsgrüßen.1 Seine politische Beerdigung schien nicht mehr weit entfernt2 und jetzt strahlt er in jede Kamera. Letztens sprach Lester Kiewit, bekannter politischer Beobachter, in seiner morgendlichen Radioshow auf Cape Talk über die politische Wiedergeburt von Malema und der EFF und auch auf Tiktok trendete der Anti-Apatheid-Song „Kill the Boers, the farmer“. Im nächsten Jahr sind Wahlen in Südafrika. Alle Bürgermeisterämter werden neu gewählt und es bleibt abzuwarten, ob Trump der EFF ein Bürgermeisteramt bescheren wird.

Während sich die Politik mit Trump und den 49 ausgewanderten weißen Südafrikaner beschäftigt, sind mal wieder 26 Menschen in den Cape Flats am letzten Wochenende getötet worden. Dazu kommen noch 58 versuchte Morde. Mir ist bewusst, dass es vollkommen normal ist und keine schockierende Nachricht mehr ist. Das Problem ist nur, dass sich die Regierung daran auch gewöhnt hat und das macht mich wütend. Die Gewalt in den Cape Flats einzudämmen, ist kompliziert und es gibt auch keine schnelle, einfache Lösung dafür. Leider habe ich aber nicht das Gefühl, dass die Kapstädter Regierung, geführt von der Democratic Alliance (DA), Ideen für das Problem hat. Mich stört, dass sie (DA) stattdessen mehr damit beschäftigt ist, eine gute Social-Media-Kampagne zu fahren, um von ihrem Versagen abzulenken. Die DA präsentiert Kapstadt vor Wahlen gerne als „best run city“ und zeigt Bilder aus den reichen, weißen Stadtteilen und versucht mit ausgedachten Statistiken die Menschen zu beeinflussen. Wie Axolile Notywala (Oppositionspolitiker von der GOOD Partei) im Mail&Guardian berichtet, stimmt es zum Beispiel nicht, dass die DA 75% des Kapstädter Haushalts in armen Stadtteilen ausgibt.3

Brett Herron (Oppositionspolitiker von der GOOD Partei) schreibt in einem Beitrag im Daily Maverick:

„the City of Cape Town said “there’s no obligation” on it to “address spatial apartheid”. 4

Wenn sich die Kapstädter Regierung nicht verpflichtet fühlt die räumliche Apartheid aufzulösen, ist es auch kein Wunder, dass Kapstadt heute immer noch nach Apartheid aussieht. Ansonsten verdeutlicht Herron dass zu wenig sozialer Wohnraum in der Innenstadt und in den reichen Stadtteilen, wie Sea Point, gebaut werden.

„Sea Point has changed a lot. Now it’s become a place for people to go shopping and go out to restaurants,” explains Madikane as she shows me around her neighbourhood, full of establishments that she doesn’t have the time or money to access, she says. “But the place changing doesn’t bother me. The only thing that bothers me is that they don’t want black and coloured people to live in the inner city. We want to make the city a mixed income place where all can stay, but the [Western Cape] government doesn’t want that. If they did, they would have given us these buildings a long time ago.“5

„I grew up in the inner city. My granny lived in District Six all her life … She fought for her rights, and my mum after her fought for her rights, so I’m not going to leave my rights behind. I am still fighting. This land belongs to me because of their fight.”6

Die Zitate entstanden im Zuge eins Kampfes um sozialen Wohnraum in Sea Point, gegen den die Stadt vor Gericht zu klagen versucht. Auch wenn das Urteil des Gerichts noch fehlt, ist die Stadt eingeknickt und wird eine noch unbestimmte Zahl an Einheiten von sozialem Wohnraum in einem Neubauprojekt in Sea Point einbauen.7

Mehr sozialer Wohnraum in der Innenstadt kann natürlich nicht die einzige Antwort auf die Gewalt in den Cape Flats sein und es ist auch keine schnelle Lösung. Mehr Jobs und eine Polizei, die nicht korrupt ist, ist auch Teil der Lösung. Trotzdem bleibt die gerechte Verteilung von Land langfristig am wichtigsten. Das verdeutlichen Johnny Millers Bilder. Er ist ein Fotograf und hat auf seiner Website unequal Scenes von Kapstadt veröffentlicht: Unequal Scenes – Cape Town

Es zeigt eindrücklich wie die räumliche Apartheid heute noch besteht. Orte wie Lavender Hill, Manenberg, Hanover Park oder Khayelitsha in den Cape Flats müssen aufgebrochen werden, denn sie sind vom Apartheitsregime konzipiert worden, um Menschen einzusperren. Jeder Schuss, der am letzten Wochenende in den Cape Flats gefallen ist, ist eine Bestätigung dafür, dass das Apartheidsregime zwar gestürzt wurde, aber das System geblieben ist. 35 Jahre nach der Apartheid warten Menschen aus Lavender Hill immer noch auf das Land in der Innenstadt, welches ihnen vom Apartheidsregime genommen wurde. Die gerechte Verteilung von Land wird allerdings nicht funktionieren, wenn weiße reiche Südafrikaner aus Constantia oder Sea Point kein Land abgeben wollen. Deswegen ist es gut, dass Julius Malema wieder zurück im Rampenlicht steht, um diese Debatte weiterzuführen.

Ich bin mir nämlich sicher: Wenn Johnny Miller Bilder von equal Scenes in Kapstadt machen kann, wird es keine 26 Morde an einem Wochenende in den Cape Flats geben.

  1. EFF must find new leadership style and niche in crowded and lethal playing field  ↩︎
  2. The painful decline of the EFF: Kenneth Mokgatlhe wa Kgwadi – Biznews — Institute of Race Relations ↩︎
  3. Unequal spending shows that the City of Cape Town is not pro-poor – The Mail & Guardian ↩︎
  4. After two decades of talk, Cape Town has still failed to provide affordable, well-located housing ↩︎
  5. ‚End spatial apartheid‘: why housing activists are occupying Cape Town | Cities | The Guardian ↩︎
  6. ‚End spatial apartheid‘: why housing activists are occupying Cape Town | Cities | The Guardian ↩︎
  7. Housing plans for Tafelberg site revealed | GroundUp ↩︎