Ich hatte zuerst nicht vor etwas darüber zu schreiben, weil ich mich eigentlich nicht von Fake News von Trump und Musk leiten lassen möchte. Trotzdem mache ich es hiermit, weil es trotz aller Fake News und Verschwörungen ein wichtiges Thema in Südafrika aufgreift und ich mir insgeheim ein politisches Comeback durch diese Debatte erhoffe.

Kurze Einordnung: Trump und Musk haben vor Monaten für sich selbst beschlossen, dass in Südafrika ein Genozid gegen Weiße stattfindet. Deswegen hat Trump beschlossen weißen Südafrikanern politisches Asyl anzubieten. Dieses haben 49 Südafrikaner vor zwei Wochen angenommen und sind in die USA ausgewandert. Ich schreibe auswandern, weil flüchten das falsche Wort dafür ist. Weiße Südafrikaner sind keine Geflüchteten und es gibt auch keinen Genozid. Die Kriminalitätsrate ist hoch, aber das betrifft alle Menschen in Südafrika und nicht nur Weiße.

Vor ein paar Tagen fand deswegen ein Treffen zwischen Südafrikas Präsident, der übrigens Cupcake in Südafrika genannt wird, und Trump statt. Eines der Hauptthemen war anscheinend Julius Malema und das Singen eines Anti-Apartheid-Songs auf dem Geburtstag seiner Partei, der Economic Freedom Fighters (EFF). Die EFF sind eine sozialistische Oppositionspartei im südafrikanischen Parlament. In dem folgenden Video singt Julius Malema „kill the Boer“, auf deutsch „Töte die Buren (niederländische Bauern)“. Es ist ein sehr bekannter Anti-Apartheid-Song und auch wenn es martialisch und gefährlich klingt, belegen keine Statistiken, dass Buren in Südafrika gezielt getötet werden. Es lässt sich dennoch darüber streiten, ob es noch angemessen ist das Lied zu singen. Keine andere große Partei in Südafrika singt dieses Lied noch und ich würde behaupten und Julius Malema vorwerfen, dass er es nur noch aus populistischen Gründen singt, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenige Tage nach dem Treffen hat er es schon wieder gesungen und schien es sehr genossen zu haben, zu wissen, dass es Menschen aufregen wird.

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich ein großer Julius Malema Fan bin, weil er die richtigen Fragen stellt, die Südafrika für sich beantworten muss. Ich finde nicht, dass er immer die richtigen Antworten gibt, aber ich bin ihm dankbar für die Debatte, die er anstößt und den Standpunkt, den er beharrlich vertritt. Seine Partei (EFF) verliert sich seit den Wahlen 2024 in internen Streitereien und mehrere bekannte Gesichter der Partei sind daraufhin ausgetreten. Zurück bleibt ein zersplitterter Haufen, den Malema irgendwie versucht zusammenzuhalten. Er kann wahrscheinlich selbst noch nicht glauben, dass Trump ihn in den Mittelpunkt der Debatte um die Weggelaufenen gestellt hat. Einen Mann und eine Partei, die politisch irrelevant zu werden droht, wieder aufleben zu lassen, war sicherlich nicht in dem Interesse Trumps. Inwiefern das politische Comeback der EFF und Malema gelingt, bleibt abzuwarten, aber ich bin hoffnungsvoll. Wenn sich Südafrika unsicher darüber war, ob der EFF politisch gebraucht wird, hat diese Debatte gezeigt, dass diese Partei gebraucht wird und möglicherweise auch bald Regierungsverantwortung tragen darf. Träumen ist schließlich erlaubt. Es gibt zu diesem Drama um die 49 weißen Südafrikaner nämlich nur zwei Beiträge, die relevant sind und der eine kommt von Julius Malema.

Es ist die typische Rhetorik Malemas, die ihn so beliebt macht, vor allem unter jungen Südafrikanern. Die 49 weißen Südafrikaner als Auto-Wächter zu bezeichnen, sorgt für viele Lacher, während seine Frage nach dem Land der Weißen ziemlich ernst gemeint war. Weiße Menschen besitzen auch 35 Jahre nach Apartheid immer noch sehr viel Land im Vergleich zu black und coloured Südafrikanern und Malemas politische Agenda besteht vor allem daraus, den Besitz von Land fairer zu verteilen und Land wieder zurück an black und coloured Südafrikanern zu geben, welches ihnen unter der Apartheid genommen wurde. Ich persönlich stimme ihm absolut zu. Ich bin der festen Überzeugung, dass Südafrika die Apartheidszeit nur überwinden kann, wenn das Land fairer verteilt wird. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass weißen Südafrikanern das Land weggenommen werden muss und es zurück an coloured und black Südafrikanern gegeben werden muss.

Der zweite relevante Beitrag zu diesem Drama kommt von Pieter Kriel (politischer Beobachter). Ein weißer Südafrikaner, der passende Worte an die Weggelaufenen richtet: „You are escaping equality. South Africa did not chase you away. You ran. (…) You are not brave. You are not victims. You are scared of a world where you do not get to be in charge.“